Bundestagsabgeordneter Stracke im Gespräch mit Unternehmern in Memmingerberg
Memmingerberg/Unterallgäu. Zu den Auswirkungen der Pandemie auf den Mittelstand und den steigenden Infektionszahlen im Herbst tauschte sich der Allgäuer Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke (CSU) mit Unternehmern in Memmingerberg aus. Am Gespräch nahmen teil Dr.-Ing. Albert W. Schultz zusammen mit Johann Erbe, Werner Schmidt, Gotthard Kienle (i.R.) von Magnet-Schultz sowie Markus Fehr von der Molkerei Ehrmann. Weitere Schwerpunktthemen waren die Zukunft alternativer Antriebstechniken und die Sicherheit der Stromversorgung nach dem Ausstieg Deutschlands aus dem Atomstrom und der Kohleverstromung.
"Die Pandemie stellt uns alle vor enorme Herausforderungen", betonte Stracke mit Blick auf die derzeit rasant steigenden Infektionszahlen. Dass sich die Kanzlerin gemeinsam mit den Ministerpräsidenten der Länder nun auf eine Priorisierung verständigt habe, dass Schulen und Kitas offen bleiben und Handwerk, Produktion und Handel weiterlaufen können, begrüßten alle Gesprächspartner. Dies bedeute zwar eine deutliche Einschränkung im privaten Bereich, jedoch anders als im Frühjahr, sei der Verzicht auf einen flächendeckenden Lockdown eine echte Chance für die Wirtschaft. "Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt nicht die Geduld verlieren und doch noch gravierendere Einschränkungen riskieren'", mahnte der Abgeordnete.
Dass sich die Koalition nun darauf geeinigt hat, die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und den erleichterten Zugang zur Kurzarbeit bis Ende des kommenden Jahres zu verlängern, wurde seitens der Unternehmer ausdrücklich befürwortet. "Im zähen Ringen mit der CDU, die bereits im ersten Quartal 2021 aus der Kurzarbeit aussteigen wollte, konnten wir uns als CSU durchsetzen. Das ist gut so! Es gibt zahlreiche Branchen, für die Kurzarbeit in der aktuellen Lage die letzte Chance auf Existenzsicherung bedeutet", erklärte Stracke und führte als Beispiele die Veranstaltungs-, Tourismus- und Gastronomiebereiche an.
Dass in ihren Firmen die Maskenpflicht konsequent durchgehalten werde, berichteten Schultz und Fehr. Dies schlage sich auch in den deutlich gesunkenen Zahlen von Krankmeldungen nieder. "Wir haben bei Ehrmann derzeit die geringste Krankenquote seit Beginn der Aufzeichnungen", so Fehr.
Mit Blick auf den Strukturwandel in der Automobilindustrie prangerte Schultz den einseitigen Fokus auf E-Mobilität an. "Deutschland baut die besten Autos der Welt. Wenn man nun den Verbrennungsmotor verteufelt, nimmt man uns unseren technologischen Vorsprung auf dem Weltmarkt weg. Wer das tut, hat nicht verstanden, woher der Wohlstand in unserem Land kommt", fand er deutliche Worte. Er plädierte ebenso wie Kienle und Fehr für die Förderung synthetischer Kraftstoffe zum CO2-neutralen Einsatz in modernen Verbrennern sowie der Brennstoffzellentechnologie mit Wasserstoff. In diesen Bereichen wäre wieder das technische Fachwissen deutscher Ingenieure gefragt, die E-Mobilität per Batterie sei demgegenüber vor allem ein Rohstoffthema.
Dies bekräftigte auch Stracke. "Die Große Koalition hat im Sommer die nationale Wasserstoffstrategie beschlossen. Wasserstoff aus erneuerbaren Energien macht es möglich, Deutschlands Industrie klimafreundlich zu gestalten und gleichzeitig den Technologiestandort Deutschland zu stärken", erklärte er und fügte hinzu, dass der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft zu einem neuen Jobmotor werden könne. Dabei dürfe man allerdings nicht nur national, sondern müsse auch europäisch und global denken. Eine zentrale Rolle spiele der afrikanische Kontinent. "Das Potenzial an Wind- und Sonnenenergie ist in Afrika gigantisch. Mit Klimaschutztechnologien "Made in Germany" in Afrika können wir perspektivisch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren. Zugleich können wir damit die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort signifikant verbessern", erläuterte Stracke. Dies habe Bundesentwicklungsminister Gerd Müller erkannt und hier auch zu schnellem Handeln gemahnt, denn auch andere Staaten seien in Afrika bereits aktiv.
Mit Sorge betrachte man seitens der Wirtschaft das Thema der sicheren Stromversorgung nach dem deutschen Ausstieg aus der Kohleverstromung und dem Atomstrom, berichtete Schultz. Die mittelständische Industrie sei von einer sicheren und bruchlosen Energieversorgung abhängig, so Kienle. Wenn Strom nur noch über erneuerbare Energieträger gewährleistet sei, sei gerade in der dunklen Jahreszeit diese Sicherheit der Versorgung nicht mehr garantiert. Dieses Phänomen der "kalten Dunkelflaute" stelle die Industrie vor eine große Herausforderung. Bedauerlicherweise sei es aber durch die Politik bislang nicht ausreichend betrachtet worden. Sein Unternehmen habe sich deshalb bereits mit einem Notstromkonzept befasst, erklärte Schultz. Auch Ehrmann habe hier bereits investiert, berichtete Fehr. Mit den Kosten, die bei beiden Firmen im siebenstelligen Eurobereich liegen, seien die Unternehmen allein gelassen. Fehr und Schultz forderten hier eine klare Energieversorgungsstrategie und fragten in dem Zusammenhang auch nach der weiteren Entwicklung des EEG sowie der Möglichkeiten zur Abgabe von eigenerzeugter Wärme an Dritte, wie z.B. der umliegenden Gemeinde. Stracke regte zu diesem Thema eine weitere Gesprächsrunde an, zu der er auch seinen Kollegen aus dem Deutschen Bundestag Andreas Lenz (CSU) einladen werde. Lenz ist Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie sowie Vorsitzender des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung im Deutschen Bundestag.
Wie wichtig ein gut funktionierender Mittelstand für das Land ist, habe sich in der Pandemie verstärkt gezeigt, so Stracke abschließend. Nun gehe es darum, die Zahl der Neuinfektionen abzuflachen, damit sich der Erholungsprozess der Wirtschaft dauerhaft fortsetzen könne, betonte der Abgeordnete.
Quelle: Abgeordneten-Büro