„Wir brauchen wieder mehr Markt und weniger Staat!“ – Klaus Holetschek und Memminger Stadtrat zu Besuch bei MSM

Treffpunkt Pforte am Werksgelände A.W. Schultz Str. 1 in Memmingerberg

15.11.2024 Memmingerberg. Bei strahlendem Wetter fanden sich vor den Toren des Werksgeländes von Magnet-Schultz (MSM) der CSU-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag Klaus Holetschek, Oberbürgermeister Jan Rothenbacher und Vertreterinnen und Vertreter des Memminger Stadtrats auf Einladung von Dr.-Ing. Albert W. Schultz zusammen, um sich einen Einblick in das Traditions- und Familienunternehmen zu verschaffen und sich über die aktuelle Lage und wirtschaftspolitischen Herausforderungen auszutauschen.

Begrüßung durch Dr. Albert Schultz

Dr. Schultz begrüßte die Teilnehmer und stellte kurz seine Kollegen vor. Sven Kreutzkamp, Geschäftsführer Produktion, führte die interessierte Besuchergruppe durch die Fertigungsbereiche von der Teilefertigung bis hin zu hochautomatisierten Endmontagelinien und stellte dabei Produkte und deren Fertigungsschritte im Detail an den laufenden Maschinen vor.

Sven Kreutzkamp erklärt Konstruktionsweise und Fertigung von druckdichten Polrohren

 

Dr. Schultz erklärt Aufbau und Funktion von Druckregelventilen für Pkw-Automatgetriebe

 

CNC Zerspanung aus nächster Nähe betrachtet

 

Persönlicher Austausch auf dem Weg über das weitläufige Betriebsgelände

Im Anschluss an die Führung wurde das Treffen am langen Tisch weitergeführt. Herr Kreutzkamp beantwortete weitergehende Fragen zum Rundgang. Dabei fiel das Thema unter anderem auf die Ausbildung im Speziellen in der Mechatronik, die beim Aufbau und dem Betrieb der gezeigten Fertigungsbereiche eine besondere Rolle spielt. Es bestand Einigkeit darüber, dass der Ausbau des entsprechenden Ausbildungsangebots an den Berufsschulen in Memmingen wünschenswert ist für zahlreiche ansässige Unternehmen.

Dr. Schultz stellte MSM, seine Historie, Produkte und Strategie detailliert vor: MSM hat eine starke Marktposition in den heutigen Anwendungen der Premium-Automobil- und Investitionsgüterindustrien und zahlreiche anspruchsvolle Neuprojekte in der Wasserstofftechnik, der Elektromobilität, den Nutzfahrzeugen und der Hydraulik in Entwicklung.

Vorstellung von MSM durch Dr. Schultz

Beim Stichwort Zusammenarbeit mit Hochschulen geriet das Thema Hochschulstandort Memmingen und die berufliche Bildung in den Fokus. Dr. Schultz wünscht sich – auch als Hochschulratsvorsitzender – eine Ausweitung des Hochschulangebots in Memmingen in Zusammenarbeit mit der Hochschule Kempten nach dem extramuralen Modell, was im Stadtrat breite Zustimmung fand. Herr Holetschek griff diesen Vorschlag auf und empfahl dem anwesenden Gremium dies auch direkt so in München zu adressieren. Für eine eigene Hochschule in Memmingen mit entsprechenden Verwaltungsaufwänden gäbe es bis auf Weiteres keine Spielräume.

Bei der Erörterung der MSM-Aktivitäten in Bezug auf Nachhaltigkeit forderte Dr. Schultz von der deutschen Politik mit Blick auf die hochautomatisierte Produktion dringend Maßnahmen zur Gewährleistung von bezahlbarer und witterungsunabhängiger Energieversorgung rund um die Uhr und betonte, dass die deutsche Energiepolitik einen deutlichen Nachteil für den Industriestandort Deutschland im weltweiten Vergleich bedeutet.

Jan Rothenbacher dankte für die Einladung und die wertvolle Möglichkeit mit der Besichtigung bei MSM, zusammen mit dem Stadtrat, ein gemeinsames Gespür für das Unternehmertum am Standort Memmingen zu entwickeln. Er verwies auf die Überregionalität des Themas Energie und fragte Dr. Schultz nach seinen Wünschen in Bezug auf regionale Themen.

Überhandnehmende Bürokratie und Regulierung wurden an konkreten Beispielen kontrovers diskutiert. Dr. Schultz bat darum, dass der Bürokratieabbau auch regional im Rahmen des Ermessensspielraums erfolgen müsse, was ebenfalls einige Zustimmung aus dem Kreis des Stadtrates fand. Zur Finanzlage der Stadt sagte Dr. Schultz, dass er in den kommenden Jahren mit einem bestfalls stagnierenden Gewerbesteueraufkommen rechnen würde und empfahl der Stadt entsprechende Sparanstrengungen, aber bitte nicht beim für ihn wichtigsten kommunalen Thema der Bildung s.o.

Dr. Schultz führte weiter aus, dass auch MSM – bei allen Zukunftsprojekten – auf den unguten Mix aus steigenden Kosten, aktuell stagnierenden Märkten und Standortnachteilen reagieren müsse mit verstärkten Aktivitäten im Ausland. Er gab zu bedenken, dass durch die aktuellen politischen und oftmals ideologisch getriebenen Vorgaben aus Berlin und Brüssel tragende Säulen der deutschen Wirtschaft wie der Automobil- und Maschinenbau oder die Chemieindustrie massiv unter Druck gerieten. Er wünscht sich die Rückkehr zu einer angebotsorientierten sozialen Marktwirtschaft, die Deutschland seit den 1950er Jahren erfolgreich, wohlhabend und sozial stabil gemacht hat und betonte dies mit den Worten: „Wir brauchen wieder mehr Markt und weniger Staat!“

CSU-Fraktionsvorsitzender Klaus Holetschek bedankte sich bei MSM mit den Worten: „Ein offener und regelmäßiger Austausch mit der Wirtschaft und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Memmingen und der Region sind mir als Stadtrat und Landtagsabgeordneter ein herausragendes Anliegen. Gerade in diesen schnelllebigen Zeiten bedarf es verlässlicher Rahmenbedingungen, um die Wertschöpfung im Land halten und ausbauen zu können. Wir brauchen u.a. eine sichere und bezahlbare Energieversorgung, starke Bildungseinrichtungen und einen konsequenten Bürokratieabbau. Auch müssen wir als Stadt schauen, wie wir Bürokratie abbauen können und unseren Beitrag dazu leisten. Das ist meine Erwartung auch an die Verwaltung in Memmingen. Ich bin Dr. Albert Schultz dankbar für die Einladung und den offenen Dialog. MSM ist ein echtes Vorbild für bayerischen Unternehmergeist!“

Nachdem OB Jan Rothenbacher den Termin für eine Folgeveranstaltung bereits vorzeitig verlassen musste, dankte der dritte Bürgermeister der Stadt Memmingen Dr. Hans-Martin Steiger abschließend für die Einladung, würdigte die positive Bedeutung von Magnet-Schultz für Memmingen seit Generationen und versprach im Rahmen seines Amtes die weitere Unterstützung und gute Zusammenarbeit.